
der Geschmack von albanischem Diesel und Raki
Nach unseren Erlebnissen auf dem Osum geht es Nachmittags weiter über „die einzige Offroad Abkürzung Albaniens die sich lohnt“, so ein Reiseführer. 35 km Piste statt 150km Schlaglochasphalt, easy! Genau das Richtige also für unseren ultraleichten, mit Kajakstuff vollgepackten Magirus 6x4 Laster.
Und tatsächlich, wir schrauben uns auf dem Feldweg immer höher in die wilden Südalbanischen Berge, freudig pfeiffend treibt uns der 160 PS turbogeladene und luftgekühlte Deutz Motor in luftige höhen, um sich ab Passhöhe mit der beruhigend brummenden Luftdruckbremse abzuwechseln. Wir sind auf dem Weg zum Lengarices, einer paddelbaren Klamm mit III-4er Eingangskatarakten. Zwischenstopp im Ort Permet, Wlan, shoppen, Espresso und tanken.
600m nach dem Ortsausgang reduziert sich unsere Reisegeschwindigkeit auf Eseltempo, der 6Zylinder schüttelt sich und hustet. Weitere 300m und wir bleiben fast stehn. Am Wegesrand eine wunderbare Wiese, perfekt um eine erste Diagnosesession unterm Auto zu veranstalten und gleichzeitig das Camp aufzuschlagen, Feuerchen zu machen und den Grill anzuschmeissen.
Ich klettere derweil an den Motor, erst mal die Einspritzpumpe entlüften, zieht der Kollege vielleicht Luft? Ein kleiner Stein auf dem Pass und eine Leitung hat ein Loch ist meine Befürchtung. Nach Rumgefummel und diverse Schrauben lösen, die Vorförderpumpe quälen, springt der Deutz wieder an, schnell Probefahrt...
Erst nach 500m brausender Fahrt ist der Sprit erneut weg, trotzdem eine gute Nachricht, es ist nichts am Motor nur an der Dieselversorgung des durstigen 6l Motors hapert es "ein wenig". Wie aber zurückkommen ohne Motorleistung? 1er Gang rein, Geländeuntersetzung dazu und auf der Landstrasse im Schneckentempo drehen, Schwung behalten! Schwupps reisse ich im kleinen Graben im Eifer des Gefechts den Luftfilterdeckel ab und eine der viel zu tief hängenden Trittstufen. Das THW und die Feuerwehren haben offenbar auf Bequemlichkeit statt auf Böschungswinkel wert gelegt. Egal, biegen wir wieder hin, wir tuckern zurück zum Grill und ich beschliesse erst mal an den bis 2 Uhr nachts dauernden Albanischen Raki Verkostungen am Lagerfeuer teilzunehmen und die Reparatur auf den Morgen zu verschieben. Der albanische Raki ist superlecker!
Ohne Raki Kopfschmerz bin ich um 8 Uhr tatsächlich topfit und fange noch vor dem Frühstück an zu schrauben. Den Diesel Filter, Leitungen checken ist der Plan... Ich fummle am Filter rum, neben unserem dem Truck hält ein vollbesetzter Albanischer Linienbus, der Fahrer lehnt sich aus dem Fenster, „Problem?“ Wir nicken, er steigt aus und schaut mir über die Schulter, „Olio?“ Ich nicke, er bedeutet uns nicht wegzufahren (ein Scherz?) und klemmt sich wieder hinters Lenkrad. Ich drehe wie der Teufel am glitschigen Filter, nichts geht, ein Abzieher wäre toll... Nun gut, die Tankleitung ab und schaun ob Diesel kommt.
Kaum habe ich den Mund voll Diesel mit „Bröckchen“, prust, der Albanische Sprit schmeckt gar nicht, da hält unser Busfaher mit einem „Meistro“ neben uns an. Dieser hat einen nagelneuen Dieselfilter und einen Abzieher in der Hand. Ich staune und greife berherzt zu... Der Filter flutscht vom Gewinde wie Butter und die Suppe im Filter ist zäher brauner Schlamm. Busfaher, Meistro und ich sind einig, das irgendeine Tanke uns gepanschten Diesel angedreht hat, allgemeines Schulterzucken, Albania, Problem... Nun gut, wieder entlüften, dann starten. Der Diesel tuckert, schüttelt sich fies und der Meistro klettert beherzt unter den Motor. Das Sieb der Vorförderpumpe ist schnell ausgebaut, auch hier Schlamm. Putzen, erneut Diesel saugen und Leitung freipusten, der Meistro spuckt...
Doch dann, der Deutz brummt auf, rappelt sich zusammen, das Schüttzeln wird zu einem sonoren Brummen, der Turbo heult auf, „Perfecto“. 15 Euro braucht der Meistro, wir verdoppeln den Preis und haben zwei weitere supernette gastfreundliche albanische Menschen kennengelernt.
Nichts kann uns nun vom Lengarices abhalten, wir kommen an und schmeissen uns erst mal in die heissen Quellen, mein Dieselgestank weicht dem von Schwefel.